Peter ist etwas spät dran mit seinem Weihnachtsgeschenk. Es gibt also nur einen Brief nach Hause. Was auch immer das Geschenk werden soll, es wird wohl bis zur Abfahrt der Neujahrspost in 8 Tagen auch nicht fertig sein. Auf der S.M.S Sperber ist es kalt und zugig.
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Liebe Eltern und Geschwister es nahet jetzt mit Riesenschritten eins der schönsten Feste in unserem Familienkreise. Wo jedes Familienmitglied danach strebt dem anderen eine besondere Freude zu machen. Aus diesem Grunde liebe Eltern kann ich nicht drum hin Euch ein paar Zeilen zu diesem schönen Feste zu schreibe. Ihr müßt dies vorläufig als das Geschenk annehmen und hoffentlich wird es Euch auch eine kleine Freude bereiten.
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Ich wollte Euch außerdem noch eine kleine Freude be- reiten, aber leider habe ich zu spät darn gedacht und die Folgen waren daß es nicht fertig wurde. Was es sein wird werdet Ihr wohl schon erraten wenn nicht, dann werdet Ihr es ja sehen wenns im neuen Jahr erscheinen wird. Solange müßt Ihr Euch gedulden. Denn diese, die Weihnachtspost ist die vorletzte Post die von hier draußen weg geht. Dann geht 8 Tage später die Neujahrspost aber da ist das Geschenk auch leider noch nicht fertig.
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Hier passiert sonst nichts besonderes was ich Euch erzählen könnte. Es ist hier jetzt schon sehr kalt was für uns auf dem Sperber nicht sehr angenehm ist denn wir habe keine Dampfheizung ebenso [wie] wir kein eleqtrisches Licht haben, sondern nur Talglichter brennen. Um der Kälte zu wehren werden solche kleine [Ki...] Öfen eingebaut wie Du lieber Vater einen in Dei- ner Bude auf dem Bahn- hof hast. Aber leider nützen die Dinger nicht viel, denn auf einem Schiff ziehts aus allen Ecken und Winkeln. In ihrer nächsten Nähe ist es ja ganz schön warm
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aber fünf Schritte davon ab friert man schon wieder wie in einem Hundestall. Da zieht man den Überzieher garnicht mehr aus. Das schönste ist wenn man sich Abends in die Hän- gematte packen kann und sich ordentlich in die warmen Decken einzuwickeln. Aber das Vergnügen kann unser- einer sich auch nicht immer leisten da muß man noch alle zwei Nächte vier Stunden Wache gehen. Da können Johannes und Hermann sich freuen. Johannes der nach seinem Tageswerk bei Muttern in die warme Stube krauchen kann und Hermann der sich die Fingerchen am Backofen erwärmen kann.
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Aber darum liebe Eltern sind wir doch noch immer kreuzfideel und puppen- lustig und singen: Lasset uns das Leben genießen Laßt uns froh und heiter sein den die fröhlichen Stunden verfließen schenket ein und trinket aus " " " " " Zum Schluß die herzlichsten Grüße Es wünscht Euch allen ein lustiges fröhliches Weihnachtsfest Euer Sohn Peter
Anmerkungen:
[Unsicher…] haben wir alle Stellen markiert, die wir nicht sicher übersetzen oder gar nicht entziffern konnten.
Ortsbezeichnungen haben wir markiert, um einen schnellern Überblich zu haben.
Personennamen haben wir ebenfalls markiert, um einen schnellern Überblich zu haben.
[n] Fußnoten werden, sofern vorhanden, hierunter aufgeführt.
Ein Gedanke zu „Weihnachtspost vermutlich 1904“