Peter Ingwardsen ist etwas beleidigt, daß der letzte Brief seiner Eltern seine Beförderung nicht gewürdigt hatte und einfach an den Signalgast adressiert war. Peter berichtet kurz über seinen Lazarettaufenthalt, den fast vergessenen eigenen Geburtstag und das Schiff, das immer noch Überholt wird.
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16.Okt. 04. Tsingtau Liebe Eltern und Geschwister Habe Euren Brief vom 10. Sept. 04 erhalten und sage Euch meinen besten Dank. Um nun Deine Bitte zuerfüllen habe ich sofort am andern Tage zur Feder geriffen und da der Tag gerade ein Sonntag war so paßte es sehr gut. An Bord bleiben mußte ich ja doch da ich Wache hatte. So ganz schreibfaul bin ich doch wohl nicht lieber Vater denn Ihr müßt doch auf den zweiten Brief den ich von Euch erhalten habe, wie Du schreibst von
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mir einen Brief erhalten haben, worin ich Euch mitteile daß ich seit dem 1ten Juli zum Ober Signalgasten befördert bin. Du schreibst aber noch immer an den Signalgasten Ingwardsen. Falls Ihr den Brief noch nicht erhalten habt, wenn Ihr diesen erhaltet so wird er wohl ver- loren gegangen sein was ja auch leicht hier vorkommen kann. Also wenn Ihr den Brief noch nicht erhalten habt so bitte ich von jetzt ab immer recht schön an den Ob.Sig.Gst. Ingw. zu schreiben. Außerdem muß ich Euch noch mit- teilen daß ich 15 Tage im Land- lazareth zu Tsingtau krank gelegen habe.
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Nun erschreckt nur nicht das ist so schlimm nicht gewesen. Ich hatte nämlich die Ruhr[1] was für eine Krankheit ist das werdet Ihr ja wohl wissen. Wie ich Euren Brief erhielt wurde ich gerade wieder aus dem Lazareth entlassen. Jetzt bin ich wieder Gesund und munter wie zuvor. [Euch] seid wie ich aus dem Brief ersehe Gott sei dank alle gesund was ja die Hauptsache ist. Du schreibst Dir lieber Vater wie ich meinen Ge- burtstag verlebt habe soweit ganz gut aber ich hatte da beinahe nicht daran gedacht bis Mittags da wurde ich daran zu denken daß wir den 10ten September hatten Da frug mich nämlich ein Kamerad welchen Datum wir hätten und so wurde ich an meinen Geburtstag erinnert.
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Vorläufig bleiben wir noch in Tsingtau denn wir sind nämlich in Reparatur. Es werden neue Feuerbuchsen eingesetzt das Deck wird neu gedichtet auf Seemännisch kalvatert. Außerdem wird das ganze Schiff frisch gestrichen. Diese Arbeiten werden von Chinesen gemacht gehen in diesen Tagen beinahe jeden Tag an Land auf den Scheibenstand zum Schießen. Sonst machen wir gewöhnlich Reinigungsarbeiten. Im Sommer nächsten Jahres gehen wir erst nach Hong-Kong da werde ich ja denn wohl auch Gelenheit haben Georg Buck[2] von dem Du schreibst zu treffen denn hier nach Tsingtau wird er wohl nicht kommen sonst weiß ich tatsächlich nichts Neues zum Schluß die besten Grüße an Herrn Buck und sonstige Bekannte auf dieser Seite quer die herzlichsten Grüße Euer Sohn Peter der faule Briefschreiber
Anmerkungen:
[Unsicher…] haben wir alle Stellen markiert, die wir nicht sicher übersetzen oder gar nicht entziffern konnten.
Ortsbezeichnungen haben wir markiert, um einen schnellern Überblich zu haben.
Personennamen haben wir ebenfalls markiert, um einen schnellern Überblich zu haben.
[n] Fußnoten werden, sofern vorhanden, hierunter aufgeführt.
- Wir wußten über die Krankheit nicht so Bescheid, wie Peter es von seinen Eltern erwartet. Also haben wir mal in der Wikipedia nachgesehen:
- Wer Georg Buck ist, ist uns leider überhaupt nicht bekannt. Wer mehr darüber weiß, würde uns mit einem kurzen Kommentar sehr dabei helfen, das Umfeld zu rekonstruieren.